Sonntag, 16. November 2008

Eine Sammlerin bricht auf...

Anmerkung : Dies ist eine kurze Hintergrundgeschichte für einen Lineage 2 Charakter namens Fenia Wirbelwind. Was für eine süße, kleine Zwergin :)

Fenia saß auf dem nackten Steinboden im Schneidersitz und kämmte andächtig ihr Haar. Schon seit vielen Jahren machte sie dies alleine, doch heute saß ihre Mutter Firuna hinter ihr und legte sorgfältig bunte Bänder auf, um sie nachher einzuflechten. Fenia war aufgeregt und ihr Herz klopfte, denn heute würde sie ihren ersten richtigen Hammer erhalten. So lange hatte sie darauf gewartet und nun war es endlich soweit, dass sie den Hammer ihrer Mutter erhalten würde. Doch machte sich ein mulmiges Gefühl in ihr breit.

Sie plante schon lange die kleine Zwergengemeinschaft hier im Angren Caragh zu verlassen, aber hatte sie noch nicht den Mut gefunden es ihrer Mutter zu sagen. Ihr Vater wäre sicher einverstanden, hatte er ja noch seine Söhne. Aber wie Firuna reagieren würde, konnte sie nicht erraten. Fenia war ihre einzige Tochter, ihr ganzer Stolz. Zwar keine Kriegerin, wie ihre Mutter es war, aber sehr begabt im Umgang mit Zahlen und dem Werken.

Firuna flocht geschickt blaue und gelbe Bänder in Fenias flammend rotes Haar und die Tochter schloss genießend die Augen, jede Berührung in sich aufnehmend. Sie hatte ein mulmiges Gefühl und sie betete, dass ihre Mutter nicht weinen würde und ihren Drang nach der großen Welt befürworten würde. Zu klein erschienen Fenia die Stollen hier und die Flöze, wollte sie doch nicht ihr Leben lang hier zurückgezogen leben.

Als Firuna fertig war und ihrer Tochter beschied dass sie heute wunderschön aussah an diesem bedeutenden Tag, ihrem Geburtstag, wollte Fenia am liebsten weinen. Bereits jetzt vermisste sie die Familie, obwohl sie noch gar nicht weg war. Fenia wandte sich zu ihrer Mutter um und umarmte sie plötzlich und flüsterte leise :“Akhbal Mutter“ Dann löste sie sich von der ältlichen Zwergin und drehte sich einmal im Kreis.

Ihre Mutter zog sie lachend am Arm in die große Halle, wo sich die Dorfangehörigen versammelten und Fenias Nervosität wuchs ins Grenzenlose. Der Augenblick war nahe und ihre Hände waren schon ganz schweißnass. Ihr Vater stand am Rande mit ihren beiden Brüdern und Firuna ging mit ihr zu einem kleinen Podest neben einer Wasserrinne. Sie tauchte den silbernen Hammer ehrfürchtig ins Wasser und legte ihn dann auf den Stein.

Fenia streckte ein wenig zitternd die Hand nach dem Hammer aus und Firuna lächelte sie ermutigend an. Da war er nun, worauf sie Jahrzehnte gewartet hatte, für die sie gelernt hatte. Ihr eigenes Leben begann jetzt und das musste sie in die Hand nehmen. Nach kurzem Zögern griff die junge Zwergin nach dem Hammer und er lag warm in ihrer kleinen aber kräftigen Hand. „Dumathoin tornos bak daul!“ rief ihre Mutter fröhlich und nun war es an Fenia sich an die Gemeinschaft zu wenden.

„Ich werde diesen Hammer in Ehren halten, den Hammer den meine Mutter trug und meine Großmutter und deren Mutter. Mögen die Seelen meiner Ahninnen stets über mich wachen und mir ihre Stärke durch diesen Hammer leihen. Moradin arglar ews kagel barakbeltor!“ Die Gemeinschaft applaudierte mir und meine Mutter hatte Tränen des Stolzes in den Augen. „Du weißt was nun zu tun ist, Tochter“ vernahm Fenia ihre Stimme wie durch einen Nebel der Freude.

Fenia wusste es und so begab sich die gesamte Gemeinschaft zum heimischen Feuer der jungen Zwergin, wo Fenia schon alles vorbereitet hatte um nun auch ihre Namensrunen in den Hammer einzuprägen. Ihr Name, ihr Hammer und der den sie ihrer Tochter weitergeben würde. Eine Enkeltochter, die ihre Mutter wahrscheinlich nie sehen würde weil sie niemals Angren Caragh verlassen würde. Fenia kamen die Tränen während sie Schriftzeichen für Schriftzeichen voller Sorgfalt eingravierte. Als das Werk vollendet war hielt sie den Hammer hoch, damit alle ihn sehen konnten und ihre Mutter gab das Zeichen, dass das Fest eröffnet war.

Fenia wurde von allen möglichen Leuten beglückwünscht und auch ihre Brüder, die längst erwachsen waren, beglückwünschten sie, obwohl sie sie früher immer nur hänselten. Zuletzt trat ihr Vater an sie heran und gratulierte ihr und sie wollte schon sprechen, ihm alles erzählen, aber sie brachte kein Wort heraus. Ihre Mutter wurde genauso beglückwünscht und Fenia fand sie in dem Trubel nicht und so schlich sie sich von der Menge fort in ihre Kammer und packte still das Notwendigste.

Den Hammer hatte sie sorgfältig in das feinste Tuch gehüllt, dass sie besaß und dann begann sie einen Brief zu schreiben. Langsam schrieb sie Zeile für Zeile ihre Beweggründe nieder, das Dorf zu verlassen und einige Tränen tropften auf das Blatt, verschmierten die Tinte. Argument reihte sich an Argument, aber das Heimweh in Fenias Brust strafte dies alles Lügen. Warum nur wollte sie fortgehen, warum zog es sie fort von allen die sie liebte und schätzte? All ihre Gründe waren nur Ausreden und doch konnte sie nicht bleiben.

Die junge Zwergin versiegelte den Brief sorgfältig und ließ ihn auf dem Schreibtisch zurück und schlich sich dann atemlos aus den Hallen ihrer Heimat. Als sie sich noch einmal umdrehte, brach ihr beinahe das Herz vor Heimweh, doch sie musste weitergehen. Fenia setzte Schritt vor Schritt und schwor sich, dass sie sich nicht mehr umdrehen würde und zurückblicken…

Chrysamor

Ein Schritt in eine neue Welt...

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